Es besteht noch Luft nach oben
Noch immer herrscht Zurückhaltung bei vielen Betrieben im Hinblick auf eine konsequente Digitalisierung. Das kann zum Problem werden, denn mehrere große Trends erfassen die Branche.
Wie halten Sie es mit der Digitalisierung? 35 Prozent der Unternehmen in Deutschland betrachten sich selbst als Vorreiter bei der Umstellung von analogen auf digitale Abläufe. 44 Prozent geben sogar an, ihren Umsatz dadurch erhöht zu haben. Das belegt eine Umfrage des Statistikportals Statista. Auf den ersten Blick solide Zahlen, könnte man meinen. Auf den zweiten Blick wird aber klar: Da ist noch Luft nach oben. Denn bei allem Optimismus bedeutet das Ergebnis der Studie eben auch, dass die Mehrheit der deutschen Unternehmen nach wie vor Aufholbedarf hat.
So regieren bei Betrieben in der Gebäudereinigungsbranche bei vielen Abläufen immer noch Zettel, Stift und Exceltabelle. Und genau das kann zum Problem werden: Denn während Gebäudereinigungsbetrieb A noch zögert, ist der Wettbewerber B schon mittendrin in der digitalen Transformation. Was also tun? Experten und Berater, die Unternehmen aus der Reinigungsbranche begleiten, nehmen in puncto Digitalisierung derzeit vor allem zwei Herangehensweisen wahr:
– Digitalisierung sofort und um jeden Preis: Betriebe stellen fest, dass sie den ersten Schub der digitalen Transformation versäumt haben und wollen nun möglichst schnell auf den Zug aufspringen. Also wird digitalisiert, was das Zeug hält. Die Folge: Der Transformationsprozess wird unsystematisch vollzogen, bestehende Prozesse werden nicht hinterfragt. Im Mittelpunkt steht eher die Technik als der Nutzen.
– Der Gebäudereinigungsbetrieb ist (derzeit noch) erfolgreich in seinem Markt, stark ausgelastet und kommt im Alltag nicht dazu, sich wohlüberlegt der Transformation zu widmen. Auch das ist ein Problem, denn der Markt ändert sich in schnellem Tempo und das Eis wird dünner. Was sich heute noch wie ein Erfolg liest, kann morgen schon ein Wettbewerbsnachteil sein.
Was sind nun genau die Treiber, die die Veränderungen in der Gebäudereinigung anschieben? Vor allem drei Trends treffen die Branche besonders deutlich:
Internet of Things und Smart Buildings: Im Internet of Things vernetzen sich digitale Anwendungen zusehends miteinander. Die bisherige Kommunikation Mensch-zu-Maschine wird Stück für Stück ergänzt durch eine Kommunikation Maschine-zu-Maschine. In „Smart Buildings“, also Gebäuden mit intelligenter digitaler Infrastruktur, werden beispielsweise Wach und Schließzeiten, Raumtemperatur, Energieoptimierung oder Beleuchtung automatisiert gesteuert. Gebäudereiniger müssen sich darauf einstellen, dass Reinigungsmanagement und digitales Facility Management verschmelzen. Das stellt Anforderungen sowohl an das IT-Know-how im Betrieb als auch an die Software, die in die Infrastruktur des Auftraggebers integriert werden muss.
Intelligentes Datenmanagement: Daten sind der entscheidende Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Durch die Umstellung analoger Prozesse auf digitale Abläufe werden permanent und quasi „automatisch“ Daten erhoben. Nimmt man diese als wertvolle Ressource wahr und nutzt sie intelligent, entstehen Mehrwerte. Fristen die Daten ihr Dasein jedoch ungenutzt in „Datensilos“ – zum Beispiel weil Schnittstellen verschiedener Anwendungen nicht kompatibel sind – werden Optimierungspotenziale verschenkt. Ein Beispiel: Wenn im Rahmen des Qualitätsmanagements ohnehin fortlaufend Daten gesammelt werden, ist es ideal, wenn diese automatisch anderen Abteilungen zur Verfügung stehen – etwa dem Controlling oder dem Einkauf. Nur wenn an den entsprechenden Schnittstellen alles rund läuft, lassen sich die Möglichkeiten, die eine Umstellung auf digitale Abläufe eröffnet, auch komplett ausnutzen.
Neues Arbeiten: Nicht erst seit der Pandemie hat sich die Arbeitswelt verändert – allerdings wirkt Corona bei diesem Transformationsprozess wie ein Brennglas. Homeoffice, Work-Life-Balance, frei gewählte Arbeitszeiten und das Arbeiten in räumlich verteilten Teams gehören in vielen Unternehmen mittlerweile zum Alltag. Dort, wo das noch nicht so ist, wird es bald kommen. So wurden etwa bei einer Umfrage von Salesforce Research unter deutschen Beschäftigten die Punkte „Psychische Gesundheit“, ,,Arbeitsplatzgestaltung“ und „Ortsunabhängiges Arbeiten“ als Top-Prioritäten auf die Frage genannt, worauf sich Firmen bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung konzentrieren sollten.
Diese immer weiter voranschreitende Flexibilisierung der Arbeitswelt lässt sich mit den althergebrachten Instrumenten des analogen Zeitalters kaum noch steuern. Digitale Anwendungen helfen jedoch dabei, flexible Arbeitszeitmodelle zu synchronisieren, die Steuerung von Prozessen unabhängig vom Ort vorzunehmen und wichtige Kennzahlen jederzeit verfügbar zu haben.