Wildsteig – Auf den ersten Blick könnte es sich auch um ein komfortables Ferienhaus handeln. Idyllisch am Ortsrand von Morgenbach gelegen mit Blick auf die Ammergauer Alpen, ein Pizzaofen neben der Terrasse. Kicker, Jukebox und gemütliches Sofa neben einem Kachelofen drinnen. Aber dort soll gearbeitet werden.
Dass das kein normales Firmengebäude ist, war von den Geschwistern Eva und Oswald Neumann der Steingadener Software- und Beratungsfirma Neumann & Neumann beabsichtigt. Es soll ein ruhiger Raum sein, um Innovationen für das Unternehmen und Kunden zu entwickeln. Neumann & Neumann beschäftigt sich mit der Digitalisierung von Qualitätsprozessen. Sie „fangen da an, wo es anderen Firmen zu kompliziert ist“, hieß es beim Eröffnungstag des neuen Kompetenzzentrums.
Statt festen Plätzen lassen sich überall Arbeitsmöglichkeiten und Computer finden. Mal mit Drehstuhl versehen, mal mit sogenanntem „Desk-bike“, eine Art Fahrradsitz mit Pedalen. „Die Bewegung öffnet das Hirn“, erzählt Eva Neumann, die selbst auch nicht lange still sitzen möchte. Auch genug Entspannungsmöglichkeiten gibt es, zum Beispiel eine Sauna und einen Fitnessraum im Keller. „Einfach mal anders“, fasst es Neumann zusammen, deren Bruder per Videoschalte aus dem Dänemarkurlaub zugeschaltet ist.
„Arbeiten 4.0“ nennen die Neumanns ihre Idee, das Echte und Virtuelle miteinander zu verbinden. Mit dem Gedanken hatten sie schon vor zwei, drei Jahren gespielt. Corona hat nun quasi als Katalysator gewirkt, schildert Neumann. Homeoffice habe hervorragend geklappt. Doch es sei wichtig, auch einen Ort zu haben, an dem sich Menschen wieder in Ruhe treffen und austauschen können.
Ausflug auf eine Almhütte gab den Anstoß zum Bau des Kompetenzzentrums
Feste Arbeitszeiten haben die rund 40 Mitarbeiter nicht. Die Geschäftsführer setzen auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Engagement, weil alle am gleichen Strang ziehen.
Ein Wochenende mit Kollegen des Softwareentwicklungsteams auf einer Almhütte gab den Anstoß für den Bau des neuen Zentrums. Es sei eine entspannte und gleichzeitig intensive Zeit gewesen, so Eva Neumann. Bis in die Nacht saß man zusammen, führte spannende Gespräche mit frischen Ergebnissen, und „alle hatten so viel Spaß“.
So etwas wollte man mit allen Mitarbeitern und den rund 1000 Kunden erleben. Von der Idee, dafür eine Berghütte zu kaufen rückte man ab („Verfügbares Internet wäre schon praktisch“), wollte stattdessen auf einem Grund-stück selbst eine bauen und entschied sich schließlich doch für ein ganzes Haus. Der Clou: Eine Almhütte gibt es dennoch.